4 - Corona Virus: Prof. Hornegger im Gespräch mit Prof. Büttner [ID:12954]
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Liebe Angehörige der FAU, liebe Studierende, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich darf

Sie sehr herzlich zur heutigen Talkrunde begrüßen. Wir haben wieder einen hochinteressanten Gast

gewinnen können. Ich spreche heute mit Professor Ties Büttner. Er leitet an unserer WISO den

Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaften. Ich werde mit ihm über die

Auswirkungen der Corona-Krise sprechen, insbesondere auch mit Blick auf die Globalisierung. Herr

Kollege Büttner, ich darf Sie sehr herzlich begrüßen. Wie geht es Ihnen?

Ja, guten Morgen. Mir geht es gut. Wir müssen uns alle an das Homeoffice gewöhnen, aber in dieser

Woche geht es schon besser als in der Vergangenheit. Ja, wir sind ja jetzt alle im sogenannten Shutdown

und mit jeder Woche, die sich unser Land im Shutdown befindet, investiert unsere

Bundesrepublik, unsere Regierung bis zu 60 Milliarden Euro und das Wachstum wird pro

Woche geschätzt auch um etwa 1,5 Prozent sinken. Da stellt sich natürlich die Frage, wie viel

Shutdown verträgt eigentlich unsere Wirtschaft? Ja, der Shutdown ist ja, wie wir alle wissen,

eine Notmaßnahme, die aus der Epidemie herauskommt. Die Regierung hat sie nicht ergriffen,

um in sorgfältiger Abwägung sozusagen von Nutzen und Kosten, sondern als eine Notmaßnahme,

um ein stark ansteigendes Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. Wenn wir jetzt eine

Bewertung wollen und eine Bewertung machen wollen, stellt sich natürlich die Frage nach dem

Kontrafaktor. Wie wäre eigentlich die wirtschaftliche Entwicklung verlaufen, wenn die

Regierung jetzt nicht Quarantänemaßnahmen ergriffen hätte und in den handelsüblichen Werten und in den

Prognosewerten, die durch die Republik gehen, zum Beispiel solche Zahlen bis zu 57 Milliarden pro

Woche, geht man im Prinzip von einem sehr schlechten Kontrafaktum aus. Man geht davon aus,

dass es ohne diese Maßnahmen die Wirtschaft ganz normal weiterlaufen würde. Und das ist einfach

nicht der Fall. Der erste Punkt ist, dass die Menschen von sich aus Quarantänemaßnahmen

ergreifen und einfach nicht mehr ins Restaurant gehen, nur ins Theater und all diese ganzen

Geschichten. Zum anderen ist Deutschland als Exportnation davon betroffen, dass überall in

der Welt Maßnahmen ergriffen werden. Und insofern sind diese Zahlen schon von dort her etwas hoch

gegriffen. Es kommt halt auch hinzu, dass, wenn wir das mal genau ausrechnen, was wir in einer Woche

erwirtschaften in Deutschland, rechnen wir eigentlich mit 70 Milliarden. Und jetzt ist

eigentlich die Frage, wie stark sinkt die Wertschöpfung während dieses Shutdowns. Das

IFAO Institut hat solche Szenarien vorgelegt und ist von 60 Prozent ausgegangen. Das heißt,

dass normalerweise nur 60 Prozent dessen produziert wird, was sonst produziert wird.

Das wäre eine Einbuße von 27 Milliarden. Aber wie man das genau quantifizieren soll,

ist sehr strittig. Das Kieler Institut hat auch eine Prognose vorgelegt, die ist nur halb so

gravierend. Die sagen, die Einbuße beträgt nur 20 Prozent. Und gestern hat der Sachverständigenrat

eine sehr sorgfältige Bewertung vorgelegt und kommt noch zu deutlich geringeren Einbußen. Also

die Frage, wie groß die Einbußen sind, ist mit großer Unsicherheit gerechnet. Stellt sich die

Frage, was eigentlich gewesen wäre, wenn diese Maßnahmen nicht ergriffen würden. Ich möchte aber

auch sagen, dass das Infektionsgeschehen so schwierig ist, dass eine richtige

Kosten-Nutzen-Betrachtung auch die Kosten der Infektion berücksichtigen müsste. Und wenn

man quantifizieren würde, was der Verlust an Menschenleben und so weiter ausmacht in

volkswirtschaftlichen Größen, kommt man darauf erhebliche Größenordnung ebenfalls. Insofern

ist es einfach so, die Maßnahme ist nicht als eine normale, aus einer normalen Kosten-Nutzen-Überlegung

herausgekommen, aus einer Notfallmaßnahme. Man kann jetzt quantifizieren, wie groß die

Ausfälle sind, aber diese hohen Werte von bis zu 60 Milliarden pro Woche halte ich für deutlich

zu hoch. Sie stellen sich aber auch gar nicht und es ist im Gegensatz zu berücksichtigen,

was eigentlich gewonnen wird dadurch durch diese Maßnahmen. Und das ist die eigentlich

interessantere Frage. Gelingt es uns mit den Maßnahmen jetzt die Infektion in den Griff zu

bekommen und auch zügig in den Griff zu bekommen? Aber es steht doch außer Frage, dass wir in eine

Rezession laufen und die Frage, die wir nicht beantworten können derzeit, ist, wie hoch wird

diese Rezession ausfallen? Genau, dass wir die Rezession in diesem Jahr kommen, ist jetzt

eigentlich ausgemacht. Wir hatten ohnehin schon eine verhaltene Wirtschaftsentwicklung und jetzt

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:20:05 Min

Aufnahmedatum

2020-03-31

Hochgeladen am

2020-03-31 15:54:41

Sprache

de-DE

Prof. Thiess Büttner ist Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft. Im Gespräch mit Prof. Joachim Hornegger geht es um die Auswirkungen der Coronakrise mit besonderem Blick auf die Gobalisierung.

Unter https://www.fau.info/corona informiert die FAU über die aktuell wichtigsten Fragen rund um das Coronavirus (SARS-CoV-2) und seine Auswirkungen auf den Universitätsbetrieb.

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